Kühle Luft aus Lingen für die Wüste
Kampmann erhält Auftrag für Klimatechnik in Saudi-Arabien
Wenn die vielen muslimischen Pilger demnächst mit dem Zug von Mekka
nach Medina reisen, wird die kühle Luft auf den Bahnhöfen dazwischen auch „Made in Lingen“ sein. Der Heizungs- und Klimatechnik-Spezialist Kampmann hat einen entsprechenden Auftrag mit einem Volumen von rund 1,5 Millionen Euro erhalten.
Die Strecke zwischen den beiden islamischen Pilgerstätten ist rund 450 Kilometer lang und führt durch die Wüste. Das über sechs Milliarden Euro teure Vorhaben gilt als eines der wichtigsten Bahn-Infrastrukturprojekte im Nahen Osten und soll bis 2017 fertig sein. Fünf Bahnhöfe, die zum Teil
neu errichtet wurden und nahezu fertig sind, befinden sich an der
Bahnlinie.
Nach Angaben von Geschäftsführer Hendrik Kampmann werden
insgesamt 1500 Geräte vom Typ „Katherm HK“ für Bodenkanalheizungen aus dem Lingener Werk nach Saudi-Arabien verschickt. Sie werden in den Bahnhöfen an den Fassadenseiten und auf den Rolltreppen eingebaut. „Die größte Auslieferung erfolgt in dieser Woche“, sagte der Unternehmer.
Die Auftragsbücher an der Friedrich-Ebert-Straße sind gut gefüllt. Aktuell gilt für Oktober und November eine Urlaubssperre im Unternehmen. Im vierten Quartal werde besonders viel Umsatz generiert, warb Kampmann um Verständnis bei der Belegschaft. Am Standort Lingen sind derzeit 500 Arbeitnehmer beschäftigt. Insgesamt sind es 720, wenn der Fertigungsstandort in Polen und die einzelnen Vertriebsstellen mit hinzugerechnet werden. Kampmann hält außerdem mit 51 Prozent die Mehrheit am Unternehmen Nova mit 130 Arbeitnehmern in Donaueschingen.
Der Auftrag für Saudi-Arabien sei in der Tat etwas Besonderes, sagte Kampmann und verwies auf den Einbau sogenannter „Türluftschleier“ in den Bahnhöfen. Während sie hierzulande verwendet werden, um bei geöffneter Ladentür die kalte Luft abzuhalten, werden sie in der Wüste den Sand draußen halten. Zugute kommen dem Unternehmen den Ausführungen von Kampmann zufolge dabei die Möglichkeiten zur Forschung und Entwicklung im firmeneigenen Forschungszentrum, das 2008 erbaut worden ist.
Der Wüstenauftrag war nicht der einzige besondere in diesem Jahr. Im neuen Parlamentsgebäude im vietnamesischen Hanoi sind ebenfalls Produkte von Kampmann verarbeitet worden. „Dort wurde man über Recherchen im Internet auf uns aufmerksam“, verwies der Unternehmer auf den mehrsprachigen Onlineauftritt. Heizungs- und Lüftungssysteme des Unternehmens werden auch für ein Wolkenkratzerprojekt in Moskau verwendet. Auftragsvolumen: rund 1,5 Millionen Euro.
Der 42-Jährige ist deshalb vorsichtig optimistisch: Das Geschäftsjahr 2013 werde erheblich besser sein als 2012, gerade im Exportbereich. Die Bilanzsumme belief sich 2012 nach eigenen Angaben auf 52 Millionen Euro. „Und für 2014 sind wir guter Dinge“, meinte Kampmann.
Ems-Zeitung
Ausgabe vom 17.10.2013
Ressort Lokales