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„Ich mache mir keine Sorgen um den Standort Lingen“

Umweltminister Wenzel sprach vor vollem Saal auf dem 6. Lingener Unternehmensforum

In Lingen trafen sich Wirtschaft, Politik und Forschung zum 6. 

Unternehmensforum im IT-Zentrum.  Unter dem Motto „Lingen und die Energiewende: Kreative Strategien für Standort und Unternehmen“ hatte der IndustriePark Lingen eingeladen und über 100 Vertreter aus Politik und Wirtschaft waren der Einladung gefolgt. Oberbürgermeister Dieter Krone stellte in seiner einleitenden Rede die Bedeutung Lingens für den Energiemarkt heraus: „Wir produzieren in Lingen Strom für mehr als sechs Millionen Haushalte. Wir sind als Energie-Standort und als Energy-Valley noch mehr als andere Kommunen zu einer erfolgreichen Energiewende verpflichtet.“ Durch die drei RWE-Kraftwerke und die BP-Raffinerie ist Lingen europaweit einer der größten Standorte für Energieerzeuger. Die Referenten waren sich einig, dass Lingen eine wichtige Rolle bei der Energiewende zukommt. Sie sahen Lingen auch für die Zeit nach dem Atomausstieg als weiter wichtigen Standort für Energieerzeuger. Gleichzeitig forderten einige Redner eine Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes.

 

Der Umweltminister des Landes Niedersachsen, Stefan Wenzel, räumte ein, dass es in den letzten zehn Jahren schwer gewesen sei, Investitionsentscheidungen zu treffen. Er mahnte Verlässlichkeit und Planungssicherheit bei der Energiewende an und warb für die Bereitschaft Fehler zu erkennen und kurzfristig umzusteuern. Wenzel betonte, er mache sich keine Sorgen um den Standort Lingen. Er stellte das Know-How und die bereits existierenden Arbeitsplätze im Energiesektor in Lingen heraus und empfahl Weiterentwicklungen voranzutreiben. „Ich sehe sehr viel mehr Chancen als Risiken“, so der Umweltminister zu Lingens Zukunft.

 

Landrat Reinhard Winter betonte: „100 Prozent des Stromverbrauchs im Emsland werden schon seit Jahren aus erneuerbaren Energien gedeckt.“ Damit sei das Ziel der Bundesregierung im Jahr 2050 mindestens 80 Prozent der Energie aus Erneuerbaren zu erzeugen im Emsland bereits heute erreicht. Winter plädierte dafür die Verantwortung des Leitungs­ausbaus auf viele Schultern zu verteilen.

 

Ulrich Hartmann, Vorstandsmitglied der RWE Power AG - Ressort Braunkohle, Kernenergie, Wasserkraft, veranschaulichte dem Publikum die Probleme der Energiewende aus Sicht eines großen Stromerzeugers. Hartmann sagte, dass flexible Gaskraftwerke wie am Lingener Standort dringend nötig seien, um einen Blackout zu verhindern: „Wir halten das Netz mit unseren Lingener Anlagen stabil.“

 

Jens zum Hingst vom Energie-Forschungszentrum Niedersachsen stellte wegweisende Zukunftsszenarien für eine erfolgreiche Energiewende vor und veranschaulichte den Zuhörern die Probleme, die es zu lösen gilt. Laut zum Hingst müsse vor allem eine Lösung für überschüssige Energie im Netz gefunden werden. Zwei Möglichkeiten bieten sich dazu an: die Speicherung oder der Abtransport des Stroms. „Lingen ist interessant für das Übertragungsnetz“, so zum Hingst im Bezug auf einen Ausbau des Stromnetzes. Als Standort mit mehreren Kraftwerken verfüge Lingen bereits über eine sehr gute Netzinfrastruktur, auf die aufgebaut werden kann. Lingen kann dabei Teil eines großen europäischen Austauschnetzes werden. Auch für die zukünftige Energiespeicherung in Lingen – eine Technologie, die heute noch in den Kinderschuhen steckt – sah zum Hingst Potenzial: „Das Know-How ist bereits in der Region, wenn es darum geht überflüssigen Strom stofflich zu speichern.“ Der Ingenieur bezog sich dabei auf ein Verfahren, bei dem Strom in synthetisch hergestelltes Methan umgewandelt wird und später Gasturbinen antreibt.

 

An der anschließenden Podiumsdiskussion beteiligte sich neben den Referenten auch der Geschäftsführer der Firma emco Müller GmbH und Mitglied des Umwelt- und Energieausschusses des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Christian Gnaß. Er gab zu bedenken, dass die steigenden Strompreise eindeutig auf die Margen der Unternehmen drücken würden und rief die Politik zum Handeln auf. Oberbürgermeister Krone trat für eine Reform der Vergütung für Kraftwerksbetreiber ein. Das Lingener Gaskraftwerk läuft zur Zeit nur wenige 100 Stunden im Jahr, obwohl mit 3.000 bis 5.000 Stunden gerechnet wurde.. Er warb noch einmal für Lingen als Energie-Standort: „Die Netze gibt es in Lingen bereits, das Know-How ist durch die Unternehmen des Energiesektors und den Standort der Hochschule Osnabrück in Lingen vorhanden. Es muss uns gelingen, Lingener Netze und Know-How auch in Zukunft zu nutzen.“

 

Die Powerpoint-Präsentation zum Vortrag von Herrn Dr. Ulrich Hartmann mit dem Titel "Mit der Energiewende richtig umgehen: Wo liegen Trends für Industrie und Gewerbe?" können Sie hier herunterladen.

 

Die Powerpoint-Präsentation zum Vortrag von Herrn Dr. Jens zum Hingst mit dem Titel "Energiewende von unten: Was tun Städte, Regionen und Standorte?" können Sie hier herunterladen.