Industrielle Inseln im Park

Viele Schritte von Blech zum Abreißroller

Motivierte Mint-Schülerinnen der Gesamtschule zum Praxistag bei Kampmann in Lingen

An der Bandsäge hoch konzentriert, denn es geht um Millimeter: Nane Feldhaus beim Praxistag. Fotos: Peter LöningSägen, biegen, bohren, feilen. So einige Arbeitsschritte sind nötig, aus einem schnöden Stück Blech einen handlichen Abreißroller für Klebebänder herzustellen. Insgesamt zwölf Schülerinnen der Gesamtschule haben in der vergangenen Woche einen Arbeitstag bei der Firma Kampmann an der Friederich-Ebert-Straße erlebt. Mit intensivem Maschineneinsatz, aber auch gehörig Handarbeit und mit kompetenter Anleitung stellten sie sich der Aufgabe. Eine Rolle musste mit der CNC-Fräse aus einem Metallklötzchen geformt werden, Gewinde wurden auf Kleinteile gedreht. Es ist enorm, was alles dazugehört.

 

Die Neuntklässlerinnen sind Teil des „Mint“-Projektes (Mädchen in Technik), in dem versucht wird, gerade Mädchen für technische Berufe zu interessieren. Finanziell gestützt von der Agentur für Arbeit und dem Wirtschaftsverband Emsland, beteiligen sich hier verschiedene Schulen der Region sehr erfolgreich, sodass die Zahl der Teilnehmerinnen inzwischen auf 165 angewachsen ist.

 

Neben dem Technik-Unterricht im Wahlpflichtfach in den Schulen öffnen sich für die Mädchen immer wieder einmal Firmen-Tore zu Praxistagen, wie jetzt bei Kampmann. Hier erwartete die Schülerinnen ein ausgewachsener Arbeitstag in der Werkstatt mit Mittagspause und allem, was dazugehört.

 

Nach einer morgendlichen Einweisung ging es an die Arbeit an den Maschinen. Für das Thema „Metallverarbeitung“ hatten die Kampmänner mit dem Tesa-Roller die richtige Idee, deckt seine Produktion doch etliche Aspekte der Metallarbeit ab. Meister Heiner Kruse samt zwei seiner Auszubildenden kümmerten sich intensiv um die Mint-Mädchen, erklärten und halfen, wo es nötig war, ließen sie aber vor allem selbst werken.

 

Die Mädchen, schwer beeindruckt von den großen Maschinen, waren hier sehr bei der Sache. Und hörte man auch gelegentlich den Einwand, „ich bin handwerklich nicht so gut“, so sprach eine derweil schnurgerade gesägte Linie eine überzeugend andere Sprache.

 

„Maschinen sind toll“

„Es macht Spaß, und man sieht einmal alles ganz von Nahem. Vieles hatten wir uns ganz anders vorgestellt. Die Maschinen sind toll“, sagten Nurray und Ariana, zwei der Mädchen. Ob sie hier ihre berufliche Zukunft sehen, na, da wollten sich die beiden noch nicht festlegen. Schließlich ist ja noch Zeit.

 

„Es ist wichtig, dass die Mädchen in die Betriebe kommen, um das richtige Leben zu sehen“, sagt Norbert Verst, Geschäftsführer des Wirtschaftsverbandes Emsland. Hinnerk Marienhagen von der Gesamtschule gibt zu bedenken: „Einen so günstigen Betreuungsschlüssel wie auch solche Gerätschaften kann eine Schule gar nicht bereitstellen.“ „Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels habe wir die Augen stets offen“, freute sich Heiner Kruse von der Firma Kampmann über die motivierten Schülerinnen.

 

Praxistag für Mint-Mädchen bei Kampmann mit Heiner Kruse (links) und seinen Auszubildenden (rechts), Hinnerk Marienhagen (hinten) sowie Norbert Verst vom Wirtschaftsverband.

 

Lingener Tagespost
Ausgabe vom 07. Juli 2014
Ressort Lokales