Sicherheit geht über alles
Im IndustriePark Lingen arbeiten die Unternehmen beim Arbeitsschutz zusammen
„2.403 Tage ohne meldepflichtigen Arbeitsunfall.“ Wer zum ersten Mal durch das Haupttor des Acrylfaserherstellers Dralon im IndustriePark Lingen fährt, der wundert sich über das riesige Schild. Jeder Mitarbeiter, jeder Lieferant, jeder Besucher sieht es. Und jeden Morgen seit mehr als sechs Jahren konnte die angezeigte Zahl auf dem Schild um eine Ziffer erhöht werden.
Bei Dralon im IndustriePark Lingen stellen 190 Mitarbeiter Acrylfasern her, die per LKW nach ganz Europa oder über den Hamburger Hafen in die ganze Welt exportiert werden. Hauptabnehmer ist die Textilindustrie. Das Unternehmen ist nach der bekannten Dralon-Faser benannt, die für ihre wärmenden Eigenschaften, Lichtechtheit und Wetterbeständigkeit geschätzt wird.
Dralon geht schon seit der Eröffnung des Werkes im Jahr 1971 offensiv mit dem Thema Sicherheit um. Gegründet wurde der Standort im IndustriePark Lingen vom US-amerikanischen Konzern Monsanto. In Amerika war man beim Thema Sicherheit am Arbeitsplatz damals führend. „Der offensive Umgang mit dem Thema ist historisch bedingt und auch heute noch fester Bestandteil unserer Unternehmensphilosophie“, sagt Produktionsleiter Günter Krummen. Heute gehört Dralon zum italienischen Fraver-Konzern.
Erfolgreicher Arbeitsschutz lässt sich nicht „verordnen“. Er setzt das Engagement der Belegschaft voraus, für die Arbeitsschutz zentraler Bestandteil aller Abläufe im Unternehmen ist. Jeder Dritte ist in der Werkfeuerwehr aktiv, sie hat 69 Mitglieder. Jeder trainiert mindestens zwei Mal zwei Stunden im Monat. Schon bei Bewerbungsgesprächen achtet Dralon darauf, verantwortungsbewusste Mitarbeiter zu finden die sich auch in der Werkfeuerwehr engagieren können.
„Gleich geht es noch auf die Übungsstrecke. Das ist extrem anstrengend, macht aber eine Menge Spaß“, freut sich Horst Grabow, hauptamtlicher Leiter der Werkfeuerwehr. Er bereitet die Atemmasken für die anstehende Übung vor. Grabow ist auch in der Freiwilligen Feuerwehr Lingen aktiv - ein Feuerwehrmann durch und durch. Alle Kollegen der Werkfeuerwehr machen die vorgeschriebenen Übungen zum Tragen von Atemgeräten. Erst wenn jüngere Kollegen nachrücken, verzichten die älteren Mitarbeiter auf die Erneuerung ihrer Atemschutzausbildung. Irgendwann wird das Tragen der Maske im Einsatz für den Kreislauf einfach zu anstrengend.
Natürlich ist Dralon nur ein Beispiel für erfolgreichen Arbeitsschutz im IndustriePark Lingen. Alle Unternehmen achten mit großem Erfolg auf die Sicherheit, ihre Sicherheitsfachkräfte treffen sich regelmäßig zum Erfahrungsaustausch. Feuerwehrleute von Dralon und anderer Betriebe können die neue Übungsstrecke auf dem Gelände des Energieerzeugers RWE nutzen. Hier trainieren die Mitarbeiter unter realistischen Bedingungen das schwierige Arbeiten unter Atemschutzmasken. Die Unternehmen senken durch die Kooperation nebenbei noch die erheblichen Kosten für die Ausbildung ihrer Werksfeuerwehren.
„Es kam auch schon vor, dass wir bei Alarm Unternehmen hier im Industriepark unterstützt haben“, erklärt Feuerwehr-Chef Grabow weiter. Bei einem größeren Einsatz kann die Freiwillige Feuerwehr zur Unterstützung die Kollegen aus dem Werk anfordern. Die sind dann sofort zur Stelle. Am Tag sind mindestens neun Mitarbeiter der Betriebsfeuerwehr vor Ort, in der Nacht immer noch sechs. Zum Glück kommt es fast nie zum Ernstfall.
Solche Synergien entwickeln sich im IndustriePark Lingen immer wieder. RWE beliefert den Faserhersteller seit Bestehen des Werks mit Dampf, der zum Betreiben der verschiedenen Prozesse benötigt wird. Dadurch hat sich eine gute Zusammenarbeit der Betriebsfeuerwehren ergeben.
Dralon will trotz aller Erfolge weiter nach Verbesserungen suchen. „Unsere Mitarbeiter sind unser Kapital. Über das Verbesserungsvorschlagswesen können die Mitarbeiter Ideen einbringen, die dann entsprechend prämiert werden“, weiß Produktionsleiter Günter Krummen. Weit über 400 Vorschläge seiner Kollegen wurden im Laufe der Jahre umgesetzt – davon befassten sich viele mit der Arbeitssicherheit.
Forscher stellen seit einigen Jahren einen direkten Bezug zwischen Arbeits- und Gesundheitsschutz und der Qualität der Produkte eines Unternehmens her. Diesen Bezug kann Krummen nur bestätigen: „Ich bin mir sicher, dass unser sehr niedriger Krankenstand von ca. 2 Prozent auch mit den Maßnahmen zur Arbeitssicherheit und zur Gesundheitsförderung zusammenhängt.“