Industrielle Inseln im Park

Power-to-Gas-Technologie in Lingen?

BP und Uniper wollen Machbarkeit bei der Raffinerie prüfen

Die BP möchte gemeinsam mit Uniper die technische und wirtschaftliche Machbarkeit des Einsatzes der Power-to-Gas-Technologie am Raffineriestandort Lingen prüfen. Dies geht aus einer gemeinsamen Mitteilung der beiden Unternehmen hervor.

 

Bei dieser Technologie wird aus erneuerbaren Energien erzeugter Strom dazu genutzt, Wasser mittels Elektrolyse in Wasserstoff und Sauerstoff aufzuspalten. Die BP-Raffinerie in Lingen benötigt Wasserstoff unter anderem zur Entschwefelung von Dieselkraftstoffen. Bislang wird dieser Wasserstoff laut der Mitteilung mithilfe fossiler Energiequellen erzeugt.

 

 

Laut eigenen Angaben verfügt Uniper bereits über einige Jahre Erfahrung mit der Power-to-Gas-Technologie. Das Unternehmen ist durch die Abspaltung der Energieerzeugungssparten Wasser, Kohle und Gas vom Eon-Konzern entstanden.

 

Ein Hemmnis für den Einsatz der Power-to-Gas-Technologie sehen BP und Uniper in den geltenden rechtlichen Rahmenbedingungen. Diese würden die Technologie „nicht angemessen als wirkungsvollen Beitrag zu Umwelt- und Klimaschutz“ anerkennen, heißt es in der Mitteilung der Unternehmen. Der Einsatz der Technologie verringere den Ausstoß von Treibhausgasen, und der Anteil erneuerbarer Energien bei der Kraftstoffproduktion werde erhöht. Trotzdem werde der Einsatz der Power-to-Gas-Technologie nicht auf die Biokraftstoffquote angerechnet. Damit diese Anrechnung möglich werde, müsse eine EU-Richtlinie aus dem Jahr 2015, die unter anderem den Sachverhalt der Anrechnung der Reduktion von Treibhausgasemissionen vor Herstellung von Kraftstoffen behandelt, in deutsches Recht umgewandelt werden. „Wir fordern, dass diese Regelung auch in die deutsche Verordnung zur Durchführung des Bundesimmissionsschutzgesetzes einfließt“, erklärt BP auf Nachfrage.

 

Weitere Einzelheiten zum Zeitplan der Machbarkeitsuntersuchung, dem Investitionsvolumen und weiteren möglichen Auswirkungen auf den Raffineriestandort Lingen stehen noch nicht fest, wie ein Sprecher der BP auf Nachfrage unserer Redaktion erklärt hat. Eine Auswirkung der Technologie auf die Zahl der Arbeitsplätze sei aktuell nicht absehbar. „In unseren Verarbeitungsprozessen innerhalb der Raffinerie wird sich nichts ändern“, sagt der BP-Sprecher. Auch würde eine Anlage zum Einsatz der Power-to-Gas-Technologie nur wenige Quadratmeter in Anspruch nehmen und lasse sich relativ einfach in die bestehende Infrastruktur einbinden. „Eine Ausdehnung des Raffineriegeländes – gar in den Altenlingener Forst hinein – steht überhaupt nicht zur Debatte“, versichert der Sprecher der BP.

 

Die Power-to-Gas-Technologie kommt im Emsland bereits in Werlte zum Einsatz. Dort hat Audi 2013 eine Anlage in Betrieb genommen, in der aus Strom erdgasgleiches Methan gewonnen wird. Dies geschieht, indem der durch Elektrolyse erzeugte Wasserstoff zusammen mit Kohlenstoffdioxid methanisiert wird.

 

Lingener Tagespost
Ausgabe vom 14.10.2016
Ressort Lokales