Industrielle Inseln im Park

Lingen gefällt Investoren

Marktbericht vom Immobilienbüro Engel & Völkers bestätigt Hochstimmung in der Immobilienbranche

Die Emsländer wussten es längst: In der Region lässt es sich gut leben. Zu diesem Ergebnis kommen nun auch Investoren, glaubt man dem Marktbericht vom Immobilienbüro Engel & Völkers. Aufgrund steigender Immobilienpreise in Großstädten weichen viele Investoren mittlerweile auf kleinere Städte aus – wie Lingen.


Seit Jahren herrscht Hochstimmung in der Immobilienbranche. Die niedrigen Zinsen treiben Investoren, aber auch kleine Anleger, in den Markt. Die Preise steigen, vor allem in begehrten „A-Städten“ wie München und Hamburg. Trotz vieler Neubauten wird das Angebot nicht nur kleiner, sondern vor allem auch teurer. Anleger zögern, das wird deutlich, mit Blick auf die Zahlen von Engel & Völkers: 2014 schrumpfte die Zahl der Verkäufe in den großen und teuren Wohnorten um beinahe neun Prozent.

 

Märkte zwischen Weser und Ems

In Hamburg, dem größten Markt im Norden, wurden 2014 noch 367 Objekte an den Mann oder die Frau gebracht. Umsatzvolumen: 800 Millionen Euro. Ein Minus von 33 Prozent. Laut Engel und Völkers ist der Rückgang darauf zurückzuführen, dass es im Jahr 2013 ein Rekordumsatzergebnis von beinahe 1,2 Milliarden Euro gab. Während 2013 noch viele Häuser in den sehr guten Lagen gehandelt wurden, wichen viele Investoren 2014 von den großen Metropolen auf kleinere Städte aus. „Steigende Verkaufszahlen wurden in der überwiegenden Zahl der kleinen D-Standorte wie Bremerhaven, Leer oder Lingen registriert“, stellt das Immobilienunternehmen in dem Marktbericht fest, der sich auf den Süd- und Nordkreis des Emslandes spezialisiert hat. Laut Engel & Völkers finden Anleger in den kleinen Märkten zwischen Weser und Ems recht homogene Rahmenbedingungen: „Die Faktoren liegen hier allesamt zwischen einem Wert von 11 und 11,5 in den guten Lagen und auch die entsprechenden Quadratmeterpreise schwanken nur geringfügig.“


Ist der Preis für die Immobilie berechtigt?

Mit den Faktoren wird der Mietpreisfaktor bezeichnet, der ermittelt, ob der Preis für die Immobilie berechtigt ist. Er ermittelt den Immobilienwert auf der Grundlage der möglichen zu erzielenden Miete. Engel & Völkers hat den Mietpreisfaktor für den Norden nach Regionen aufgeschlüsselt. Die Daten beinhalten jedoch nur Häuser, keine Eigentumswohnungen.

 

  • Hamburg: 23,0
  • Bremen: 16,8
  • Kiel: 16,5
  • Hannover: 15,3
  • Braunschweig: 12,5
  • Lingen: 11,5
  • Papenburg: 11,5
  • Leer: 11,3
  • Aurich: 11,0
  • Emden: 11,0

 

Je günstiger eine Wohnung ist, desto niedriger der Mietpreisfaktor. Ein Faktor schwankt in der Regel zwischen dem 11- und 16-fachen der jährlichen Mieteinnahmen, kann aber auch deutlich darüber liegen. Er hängt sowohl vom Objekt selbst als auch von dessen Marktlage und den örtlichen Gegebenheiten ab. Wer auf den Zug in die Provinz aufspringen möchte, muss jedoch genau hinschauen. Denn mit Quadratmeterpreisen von 900 bis 2000 Euro erscheint zwar jede Eigentumswohnung erschwinglich. Doch entscheidend ist, welche Miete auf Dauer erzielt werden kann. Und das hängt von der Wirtschaftskraft und dem Einkommen vor Ort ab. Hilfreich ist dabei zu wissen, wie das Verhältnis aus Kaufpreis und aktueller Mieteinnahme pro Jahr ist. In den Metropolen müssen in der Regel mehr als 20 Jahresmieten für den Kauf gezahlt werden. In vielen kleineren Städten dagegen liegt diese Quote deutlich niedriger.


Verkaufszahlen in Lingen und Leer steigen

In Lingen wurden laut dem Marktbericht 26 Mehrfamilienhäuser mit einer geringen gewerblichen Nutzung mit einem Transaktionsvolumen von 14 Millionen Euro verkauft, 2013 waren es noch 24 Stück (Transaktionsvolumen: 12,1 Millionen Euro) und das Jahr davor 21 Häuser im Gesamtwert von 10,2 Millionen Euro. „Lingen in sich gefällt Investoren, gerade die Innenstadt zeichnet sich durch Attraktivität aus“, sagt Gerriet Fischer-Freese, Immobilienberater von Engel & Völkers in Papenburg. Das Transaktionsvolumen ist dort laut Engel & Völkers von 6 Millionen auf 13 Millionen Euro gestiegen. In Leer in Ostfriesland ist die Zahl der verkauften Häuser von 19 Stück (2012) auf sage und schreibe 31 Stück (2014) gestiegen.

 

Papenburg verzeichnet negative Zahlen

In Papenburg sieht es dagegen anders aus. Dort sind die Zahlen rückläufig. Während 2012 noch 16 Mehrfamilienhäuser in einem Gesamtwert von 24,6 Millionen Euro einen neuen Besitzer fanden, stieg die Zahl 2013 auf 19 (Transaktionsvolumen 16,7 Millionen Euro). Im Jahr 2014 sank sie auf 17 verkaufte Häuser, Gesamtvolumen: 14,4 Millionen Euro. „Investoren denken langfristig, ein guter Mix aus Gewerbebetrieben, Industrie und Dienstleistern macht eine Stadt für sie attraktiv.“ Dennoch sind die Zahlen aus 2014 für Gerriet Fischer-Freese, kein Grund zur Sorge. Derzeit bemerke er eine rege Nachfrage nach Grundstücken, beispielsweise im Neubaugebiet hinter dem Marienhospital am Hauptkanal. Es gibt jährlich Schwankungen, bedeutet: Im nächsten Bericht kann die Zahl der Verkäufe in Papenburg wieder steigen. Außerdem: „Sinkende Zahlen können ein Indiz dafür sein, dass es einfach keine Immobilien mehr zu kaufen gibt, weil die Nachfrage zu hoch ist.“

 

Der Artikel erschien in der Onlineausgabe der NOZ und ist hier abrufbar.