Kraftwerksgespräch: Perspektiven des Energiestandorts Lingen im Fokus
Valerius fordert Marktdesign, das permanente Einsatzbereitschaft und Flexibilität konventioneller Kraftwerke honoriert
Die langfristigen Perspektiven des Energiestandorts Lingen standen beim 6. Lingener Kraftwerksgespräch im Fokus. In einer informativen Podiumsdiskussion vor mehr als 100 Vertretern aus Politik, Wirtschaft und der Gesellschaft setzten sich Lingens Oberbürgermeister Dieter Krone, Jörg Brand, Leiter Systemführung des Verteilnetzbetreibers Westnetz, Dieter Heinkes, Managing Director der Dralon GmbH als Vertreter der Lingener Wirtschaft und Nikolaus Valerius im Vorstand der RWE Power zuständig für Kernenergie, mit verschiedenen Aspekten der Thematik auseinander. Fragen „Wie kann der Standort Lingen und sein Industriepark in Zukunft von den Möglichkeiten des notwendigen Netzausbaus profitieren?“ und „Welche Chancen bieten sich, die vorhandenen Erzeugungs- und Verbrauchspotenziale effektiv zu nutzen?“ wurden intensiv beleuchtet.
Lingens Oberbürgermeister Krone liegt die Sicherung der Lingener Industrie besonders am Herzen. „Eine bezahlbare und sichere Stromversorgung ist für eine nachhaltige Entwicklung unseres Standorts und die Sicherung von Arbeitsplätzen unabdingbar“, so der Oberbürgermeister. Damit der Umbau auf einen erneuerbaren Stromerzeugungspark nicht auf Kosten von Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit in Deutschland gehen, forderte Nikolaus Valerius in der Diskussion ein Marktdesign, das permanente Einsatzbereitschaft und Flexibilität konventioneller Kraftwerke honoriert. „Ein Kapazitätsmechanismus bietet hierfür die besten Voraussetzungen, um die zur Versorgungssicherheit benötigte Kraftwerksleistung auch wirtschaftlich betreiben zu können und die Kosten möglichst gering zu halten,“ so der Vorstand. Kosten sind auch ein wesentliches Argument für die heimische Wirtschaft. „Als ein im internationalen Wettbewerb stehendes Unternehmen mit rund 200 Arbeitsplätzen am Standort sind wir auf sichere und verlässliche Strom- und Wärmepreise angewiesen. Dafür steht die konventionelle Erzeugung – auch hier bei uns in Lingen“, so Heinkes.
Die Kraftwerksleiter zogen bei Ihrem Rückblick auf das Betriebsjahr 2017 eine positive Bilanz. Das Jahr begann mit einem Rekord: Erstmals seit Inbetriebnahme des Gas- und Dampfturbinenkraftwerks (GuD) vor sechs Jahren, der Modernisierung der Gasblöcke B und C, sowie dem Einbau einer leistungsstärkeren Hochdruckturbine im Kernkraftwerk Emsland erzeugten alle Blöcke am 17. Januar zusammen mehr als 3.300 Megawatt Leistung. Das reicht um 57.000 Haushalte mit Energie zu versorgen. Kernkraftwerksleiter Jürgen Haag: „Bei unserer dreiwöchigen Revision im Frühsommer haben wir erneut mehr als 19 Millionen Euro in die Anlage investiert und sie fit gemacht für die kommenden Jahre.“ Über die diesjährigen Einsatzzeiten des Erdgaskraftwerks konnte Dr. Flicke erfreuliches berichten. „Im Vergleich zu den Vorjahren waren unsere flexiblen Kraftwerksblöcke nochmals deutlich besser nachgefragt. Aufgrund der hohen Auslastung wird das Gaskraftwerk die eingespeisten Strommengen des Vorjahres aller Voraussicht nach bis Jahresende noch übertreffen“, resümierte der Anlagenleiter.