Industrielle Inseln im Park

Im IndustriePark Lingen werden jetzt auch gadoliniumhaltige Urantabletten gefertigt

AREVA hat erfolgreich umstrukturiert

Fünf bis sieben Gramm sind ein hohes Gewicht - für eine Tablette. „Aber unsere Tabletten enthalten ja auch Uran,“ erklärt Andreas Hoff, Werksleiter bei AREVA im IndustriePark Lingen. „Dass wir die Produktion trotz des Atomausstiegs durch ein neues Produkt ergänzt haben, ist für uns ein Riesenerfolg.“

 

Bei diesem Tablettentyp wird dem Uranoxid noch Gadoliniumoxid beigemengt, wodurch die Eigenschaften des Brennelementes verbessert werden. Ca. 300 der fünf bis sieben Gramm schweren Tabletten ergeben einen Brennstab. Die Brennstäbe werden dann zu Brennelementen zusammengefasst, die dann in Kernkraftwerken zum Einsatz kommen. Bisher produzierte der Konzern gadoliniumhaltige Urantabletten im belgischen Dessel, von wo im Moment noch die Vorprodukte kommen. Aber auch die werden bald in Lingen hergestellt: „Im Moment sammeln wir wertvolle Erfahrungen bei der Granulat- Herstellung, die wir später auf andere Prozesse anwenden können“, erklärt Werksleiter Andreas Hoff.

 

Der sichere Transport der Brennelemente und Brennstäbe sowie ihrer Bestandteile erfordert eine komplexe und aufwändige Logistik zwischen den AREVA-Standorten und den Kunden. Aber gerade deshalb bot sich Lingen als zentraler Produktionsstandort an. Von hieraus werden die fertigen Brennelemente in viele europäische Staaten und sogar nach China geliefert.


Für den europäischen Markt wird Lingen zum wichtigsten Produzenten von Uranoxid/Gadoliniumoxid-Tabletten im AREVA-Konzern. Seit 1979 hat das Werk im IndustriePark Lingen mehr als 30.000 Brennelemente mit mehr als 5 Millionen Brennstäben hergestellt. Von Lingen aus werden außerdem die beiden weiteren deutschen Werke in Duisburg und Karlstein unterstützt: Das Personalwesen, die Logistik, die Finanzen und der Einkauf werden von Lingen aus koordiniert.

 

Nach dem 2011 von der Bundesregierung beschlossenen Atomausstieg Deutschlands musste das Lingener Werk viel Aufklärungsarbeit leisten, auch bei den eigenen Mitarbeitern: „Von acht stillgelegten AKWs waren schließlich sieben unsere Kunden“, gibt Hoff zu bedenken. „Durch eine offene Kommunikation konnten wir die Mitarbeiter trotzdem weiter an uns binden – wir sehen, dass die Leute dem Standort treu bleiben.“ Die Betriebsstätte konnte gesichert werden, weil die Führung eine umfassende Neuorganisation beschloss und Hierarchien abflachte. Durch natürliche Fluktuation und Frühverrentung wird die Zahl der Mitarbeiter von 340 auf 280 gesenkt. Heute hat sich das Werk der neuen Auftragslage angepasst, neue Kernkraftwerke im EU-Ausland federn den Ausstieg Deutschlands aus der Atomkraft ab.

 

Neben der Herstellung der Brennstäbe gewinnt der Technologietransfer am Lingener Standort immer weiter an Bedeutung. Hier bildet der Konzern in vielen technischen und kaufmännischen Berufen aus. Das Unternehmen bietet Duale Studiengänge im Bereich der Ingenieurswissenschaften und Wirtschaftswissenschaften an und arbeitet mit verschiedenen Hochschulen wie z.B. Steinfurt/Münster, Diepholz und Mannheim zusammen. Zurzeit beschäftigt das Werk in Lingen zwanzig „Azubis“; nach ihrer Ausbildung bekommen alle eine Stelle im AREVA-Konzern angeboten.

 

So kommen im Unternehmen Wissen und Erfahrung zusammen - und der ganze Konzern profitiert. Fertigungsanlangen sind in der Branche oft eigene Entwicklungen. Lingener Experten entwickelten beispielsweise eine Brennstabschweißanlage, die so zuverlässig arbeitet, dass sie nun an Standorte in Frankreich, China und Brasilien weitergegeben wird. Hoff wird auch zukünftig Wissen in Lingen bündeln und so die Position des Standorts innerhalb des Konzerns stärken. „Ich bin mir sicher, dass wir aus Lingen noch viel zum Erfolg des Konzerns beitragen werden.“