Dr. Andreas Mainka im IHK-Interview zu aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen
Die Bauunternehmung beschäftigt knapp 600 Mitarbeiter im IndustriePark Lingen
Die IHK sprach zu aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen in der Bauindustrie mit Dr. Andreas Mainka. Er ist Mitglied der IHK-Vollversammlung und Geschäftsführender Gesellschafter der Bauunternehmung August Mainka GmbH & Co. KG, die knapp 600 Mitarbeiter in der Unternehmensgruppe im IndustriePark beschäftigt.
IHK-Magazin: Herr Dr. Mainka, was ist für Sie das schönste Bauprojekt, das Sie begleiten durften?
Dr. Andreas Mainka: In Emden wird norwegisches Erdgas ins deutsche Netz eingespeist. Ein Drittel des in Deutschland verbrauchten Erdgases kommt aus norwegischer Förderung – oder, wie die Norweger sagen: „In Deutschland backen wir jeden dritten Kuchen“. Im letzten Jahr konnten wir als alleiniger Partner für den Bauteil dieses Großprojekt unter höchsten Ansprüchen an die Arbeitssicherheit mit mehr als 350000 Arbeitsstunden unfallfrei abschließen. Insoweit backen wir an jedem dritten deutschen Kuchen mit.
IHK-Magazin: Nach unseren Erkenntnissen ist die Stimmung in der Bauwirtschaft in unserer Wirtschaftsregion gut. Wie steht die Branche aus Ihrer Sicht – und auch im Vergleich zu anderen Regionen – da?
Dr. Andreas Mainka: Seit mehreren Jahren ist die Bauwirt- schaft bundesweit in einem soliden wirtschaftlichen Aufschwung. Am stärksten ist sicherlich die Nachfrage im Wohnungsbau. Hier dürfte sich unsere Region kaum von den Nachbarregionen unterscheiden. Allerdings ist die Herausforderung bei engen Terminen, die notwendigen Ressourcen bei Lieferanten und Nachunternehmern sicherzustellen, heute deutlich größer als noch vor einigen Jahren. So kommt den Einkaufsprozessen im Unternehmen noch größere Bedeutung als in den Vorjahren zu.
IHK-Magazin: In vielen Branchen ist die Digitalisierung ein Megathema. Auch in der Bauwirtschaft? Oder beobachten Sie hier andere wichtige Trends?
Dr. Andreas Mainka: Der Trend der Digitalisierung hat die Bauwirtschaft voll erfasst. Deutlich zu merken ist dies beispielsweise am verstärkten Einsatz elektronischer Workflows, GPS-gestützter Aufmaß- und Dokumentationssoftware oder des Building-Information-Modelling (BIM). Sicherlich hat es hier gemessen an anderen Branchen auch Nachholbedarf gegeben. Umso wichtiger ist es heute, in hohem Tempo mehr betriebliche Abläufe digital zu unterstützen und dadurch zu vereinfachen und zu beschleunigen. Besondere Bedeutung kommt der leistungsfähigen Internetverbindung zwischen den dezentralen Baustellen und der Firmenzentrale zu.
IHK-Magazin: Die Bauwirtschaft klagt oft über Fachkräfte- oder Nachwuchsmangel. Wie sehen Sie die Situation in der regionalen Bauwirtschaft?
Dr. Andreas Mainka: Mir ist kein Unternehmen unserer Bran- che bekannt, das nicht unter dem Mangel an (Nachwuchs-) Fachkräften leidet. Der ohnehin abnehmenden Bewerberzahl für Ausbildungsplätze erscheinen dann auch noch häufig andere Branchen attraktiver als die Bauwirtschaft. Dabei schafft die Bauwirtschaft Sichtbares und Bleibendes wie keine andere Branche. So hatten wir die meisten Bewerbungen von Auszubildenden in dem Jahr, in dem wir die EmslandArena gebaut haben – will heißen: Attraktive Bauprojekte in der Region steigern das Interesse an Bauberufen.
IHK-Magazin: Ihr Unternehmen beschäftigt 25 Aus- zubildende und 11 Studenten, die sich in Dualen Studiengängen befinden bzw. bei Ihnen Bachelor- oder Masterarbeiten schreiben. Was sind aus Ihrer Sicht erfolgversprechende Strategien zur Nachwuchssicherung?
Dr. Andreas Mainka: Aufgrund der Größe der Aufgabe muss Nachwuchssicherung professionell und breit angelegt sein. Lernpartnerschaften mit Schulen, die Präsenz in sozialen Netzwerken, Angebote für Bachelor- und Masterarbeiten oder auch alle Facetten des „Employer Branding“ sind hier exemplarisch zu nennen. Besondere Bedeutung bei der Gewinnung von Nachwuchs für akademische Berufe, nicht nur am Bau, sehe ich in engen Kontakten zu den Hochschulen. Gerade als Mitglied des Stiftungsrats der Hochschule Osnabrück ist mir der Ausbau der Kontakte Hochschule/ Wirtschaft und hier insbesondere der von dualen Studien- angeboten eine Herzensangelegenheit.
IHK-Magazin: Abschließend: Bauprojekte stoßen vor Ort vermehrt auf Widerstände, manche drohen daran zu scheitern. Wie kann man aus Ihrer Sicht für ein positives Klima für Bauprojekte sorgen?
Dr. Andreas Mainka: Die Widerstände gegen Bauprojekte, insbesondere im Bereich der Infrastruktur, fußen häufig auf der Annahme, dass es allen Beteiligten auch ohne das Projekt schon gut geht und, dass man mehr gar nicht will. Aus meiner Sicht müssen wir heute – stärker noch als in der Vergangenheit – deutlich machen, dass es einen Rechtsanspruch auf mindestens den Wohlstand, den wir heute erleben, nicht gibt. Jedem muss klar werden, dass ein Verzicht auf neue oder bessere Infrastruktur auch ein Weniger an Wohlstand und Perspektiven bedeutet. Ein Musterbeispiel ist hier der vierstreifige Ausbau der E 233, der der Region nicht nur neue Wachstumschancen eröffnet. Er wird auch helfen, die Unternehmen in der Region wettbewerbsfähig und damit erfolgreich zu halten. Darauf dürfen wir im Interesse unserer Zukunft nicht verzichten.
Quelle: ihk-magazin April 2017, IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim