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BP investiert in grünen Wasserstoff

Baubeginn für Großprojekt in Lingen steht fest - finale Entscheidung gefallen

BP hat die endgültige Investitionsentscheidung für das Projekt „Lingen Green Hydrogen“ getroffen. Was das für den Raffineriestandort im Ortsteil Holthausen bedeutet, gab der Energiekonzern am Mittwoch bekannt.

 
Mit den beiden Raffinerien in Gelsenkirchen und Lingen betreibt das britische Mineralölunternehmen BP nach eigenen Angaben das zweitgrößte Raffineriesystem Deutschlands mit einer Verarbeitungskapazität von insgesamt rund 18 Millionen Tonnen Rohöl im Jahr. Seit 2002 ist Aral die Tankstellenmarke der BP in Deutschland. Von ihrer konventionellen Ausrichtung verabschiedet sich das Unternehmen in Lingen aber nun Schritt für Schritt.

 

11.000 Tonnen Wasserstoff soll die Anlage produzieren, die die BP neben der Raffinerie in Lingen errichtet. Grafisch eingearbeitet sind die neuen Bauwerke. 

 

Entwicklung zum integrierten Energiezentrum

Die Raffinerie im Ortsteil Holthausen will sich bis zum Jahr 2030 zu einem integrierten Energiezentrum weiterentwickeln – eine Produktionsstätte, die den sich ändernden Energiebedarf mit einer Vielzahl von zunehmend emissionsärmeren Energielösungen deckt. In Lingen konzentriert sich BP insbesondere auf die Produktion von Biokraftstoffen und grünem Wasserstoff.

 

11.000 Tonnen Wasserstoff pro Jahr

Da passt die Bekanntgabe der Investitionsentscheidung am Mittwoch für den Bau eines 100 Megawatt (MW)-Elektrolyseurs zur Produktion von grünem Wasserstoff ins Bild. Baubeginn für die Anlage, die neben dem Raffineriegelände errichtet und an das Wasserstoffkernnetz angeschlossen wird, ist 2025, teilte das Unternehmen mit.

 

„Das Baufeld ist schon vorbereitet, sodass es kurzfristig losgehen kann“, erklärte ein Sprecher auf Anfrage der Redaktion. Ein konkretes Datum für den Baustart gebe es aber noch nicht. Die Inbetriebnahme wird im Jahr 2027 erwartet. Die Anlage ist als die bisher größte Produktionsanlage von BP für grünen Wasserstoff im industriellen Maßstab weltweit geplant – und die Erste, die das Unternehmen vollständig besitzen und betreiben wird. Der Elektrolyseur könnte jährlich 11.000 Tonnen Wasserstoff produzieren. Über die Höhe des Investitionsvolumens äußerte sich das Unternehmen auf Anfrage nicht. Die Summe dürfte wohl im dreistelligen Millionenbereich liegen. Mit einer Milliarde Euro unterstützen nämlich Bund und Land den Aufbau von drei Großelektrolyseuren mit einer Leistung von insgesamt 720 Megawatt: Dies sind die BP-Anlage in Lingen, die EWE-Anlage in Emden (320 MW) und die 300 MW-Anlage von RWE auf dem Gelände des Gaskraftwerks Lingen.

 

m Februar hatte die Europäische Kommission den Weg für die finanzielle Unterstützung von Wasserstoff-Projekten durch Bund und Länder im Rahmen des Programms „Important Project of Common European Interest“ (IPCEI) freigemacht. Insgesamt beteiligen sich die Bundesregierung und die jeweiligen Bundesländer mit rund 4,6 Milliarden Euro an 22 deutschen Wasserstoffinfrastrukturprojekten. Der Wasserstoff-Standort Lingen schöpft allein 637 Millionen Euro an Fördergeldern ab.

Die Unterstützung des Bundes und des Landes Niedersachsen im Rahmen der IPCEI-Förderung habe maßgeblich zur Weiterführung dieses Projekts beigetragen, wird der Vorstandsvorsitzende der BP Europa SE, Patrick Wendeler, in der Mitteilung des Unternehmens zitiert.

 

Ziel: missionsärmere Energielösungen

Projekte wie „Lingen Green Hydrogen“ würden dabei helfen, einen Mehrwert für die Region, Partner, Kunden und die Raffinerien der BP schaffen, da diese den Wechsel zu emissionsärmeren Energielösungen unterstützen könnten, so Felipe Arbelaez, Senior-Vizepräsident für Wasserstoff und CCS im Unternehmen. CCS steht für „Carbon Capture and Storage“. Gemeint ist eine Methode, den bei der Verbrennung von Kraftstoffen entstehenden Kohlenstoff aufzufangen, damit er nicht in die Luft freigesetzt wird.

 

Der bei BP produzierte grüne Wasserstoff solle den Raffinerien von BP und Industriekunden in der Region angeboten werden, um die Dekarbonisierung von Produktionsprozessen zu unterstützen und zur Erreichung der ehrgeizigen Ziele der Energiewende in Deutschland beitragen, teilte das Unternehmen weiter mit. Der Begriff Dekarbonisierung beschreibt den Umstieg von der Nutzung fossiler Energieträger wie Kohle, Erdgas oder Öl auf kohlenstofffreie und erneuerbare Energiequellen.

 

Quelle: noz.de / Lingener Tagespost
Foto: BP Europa SE